Hoffnung stirbt nicht
Serie: | Bibeltext: Gal 2,16
Siehe, des Herrn Auge achtet auf alle, die ihn fürchten, die auf seine Güte hoffen, dass er sie errette vom Tode und sie am Leben erhalte in Hungersnot. Unsre Seele harrt auf den Herrn; er ist uns Hilfe und Schild. Denn unser Herz freut sich seiner, und wir trauen auf seinen heiligen Namen. Deine Güte, Herr, sei über uns, wie wir auf dich hoffen. (Ps 33,18-22)
Einleitung
Man sagt oft: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Doch das stimmt nicht – die Hoffnung stirbt überhaupt nicht. Im 1. Korinther 13,13 steht, dass Glaube, Hoffnung und Liebe ewig bestehen.
Vielleicht denkst du jetzt: „Moment mal, ich habe so oft gehofft und wurde doch enttäuscht. Wie kann man behaupten, dass die Hoffnung bleibt, wenn ich sie schon so oft verloren habe?“ Und ja, du hast recht – unsere eigene Hoffnung schwindet immer wieder. Doch die Hoffnung, die wir in Jesus setzen, bleibt für immer bestehen.
Hoffnungslosigkeit
In den letzten Jahren habe ich in einer Kirche gearbeitet, die direkt gegenüber der Kantonsschule lag. Als während der Corona-Zeit alles stillstand und die Schüler nicht wussten, wo sie sich noch aufhalten konnten, kamen einige von ihnen zu uns, um ihre Mittagspause zu verbringen. Manchmal setzte ich mich dazu, um mit ihnen zu essen, und es war beeindruckend, zu hören, was diese jungen Menschen bewegte. Sie sprachen über die Pandemie, den Klimawandel, Kriege, psychische Belastungen und kaputte Familien. Sie erzählten mir, dass sie keine Kinder haben wollen, nicht weil sie Kinder nicht mögen, sondern weil sie es als lieblos empfinden, neues Leben in eine so düstere Welt zu bringen.
Ich konnte ihren Gedankengang gut nachvollziehen, erklärte ihnen jedoch, dass es nur schlimmer wird, wenn wir so denken. Wenn wir glauben, es wäre besser, nicht zu existieren, zerfallen unsere Werte, unsere Moral und unsere Identität. Sobald wir das „nicht Leben“, also den Tod, als Lösung sehen, wird alles sehr schnell viel schlimmer.
Was wir brauchen, ist Hoffnung – ein Grund, für den es sich lohnt zu leben.
Ich staune immer wieder, wie Menschen unfassbares Leid überstehen und oft sogar gestärkt daraus hervorgehen. Doch es gibt etwas, das uns einfach nur kaputt macht: die Hoffnungslosigkeit.
Der belanglose Streit
Eine Frau erzählte mir von einem Streit innerhalb ihrer Familie, an dem sie zerbrach. Als sie mir die Einzelheiten schilderte, war ich überrascht. Ich wusste, dass sie schon viel, sehr viel schwierigere Konflikte durchgestanden hatte. Warum hatte gerade dieser Streit sie an ihr Ende gebracht?
War es der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte? Vielleicht. Doch nach und nach verstand ich, dass der eigentliche Grund in der Bedeutungslosigkeit des Streits lag. Früher fand sie immer Fehler bei sich selbst und hoffte, dass sich etwas ändern würde, wenn sie sich verbesserte oder bestimmte Situationen mied. Doch bei diesem Streit gab es nichts, woran sie arbeiten konnte, nichts, das sie hätte besser machen können. Und daran zerbrach sie – nicht am Streit selbst, sondern an der Erkenntnis, dass sie nichts daran ändern kann. Sie zerbrach an der Hoffnungslosigkeit.
Leid ist schwer zu ertragen, aber Hoffnungslosigkeit ist unerträglich.
Hoffnungsloses Glück
Hoffnungslosigkeit zerstört uns nicht nur im Leid, sondern sogar inmitten von Glück und Wohlstand.
Im Buch der Prediger schreibt Salomo von seinen Versuchen, durch Reichtum, Sex, Macht usw. glücklich zu werden. Er erreichte all dies im hohen Mass, kam jedoch immer wieder zu dem Schluss, dass all seine Vergnügen vergänglich und somit bedeutungslos sind. „Alles ist Eitelkeit und ein Haschen nach Wind“, steht mehrfach auf jeder Seite in seinem Buch. Eitelkeit bedeutet, dass etwas gross und wichtig erscheint, aber keinen wahren Wert besitzt. Haschen nach Wind heisst, dass man, egal wie sehr man sich bemüht, am Ende mit leeren Händen dasteht.
So führt Salomo mit bestechender Logik aus, dass sogar alles Gute in dieser Welt letztlich hoffnungslos ist. Doch inmitten dieses Schlachtfelds der Sinnlosigkeit taucht ein Satz auf, der hervorsticht, wie eine prachtvolle Krone auf einem Schutthaufen.
Die Ewigkeit
Im Prediger 3,11 steht:
Gott hat die Ewigkeit in unser Herz gelegt.
Und das ist die Hoffnung in Jesus: die Ewigkeit.
In Johannes 3,16 heisst es, dass alle, die an Jesus glauben, nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben.
Im Vers 36 steht:
Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben.
Und Jesus sagt in Johannes 6,40:
Denn das ist der Wille meines Vaters, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.
Er wiederholt es in Johannes 11,25:
Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das?
Paulus sagt im Römer 6,8:
Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden.
Und weiter in Kapitel 8,11:
Wenn nun der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt.
Ausführlicher beschreibt Paulus das in 1. Thessalonicher 4,13-18:
Wir wollen euch aber, liebe Brüder, nicht im Ungewissen lassen über die, die entschlafen sind, damit ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die, die entschlafen sind, durch Jesus mit ihm einherführen. Denn das sagen wir euch mit einem Wort des Herrn, dass wir, die wir leben und übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, denen nicht zuvorkommen werden, die entschlafen sind. Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen.
Diejenigen, die meine letzten Predigt hörten, wissen, weshalb ich das Wörtchen 'in' so betone. Und wenn du das nicht mitbekommen hast, kannst du gerne jemanden fragen, der dabei war. Das könnte noch ein interessantes Gespräch beim Kirchenkaffee geben. Weiter geht es im Vers 17
Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit. So tröstet euch mit diesen Worten untereinander.
Im Jesaja 25,8f steht:
Er wird den Tod verschlingen auf ewig. Und Gott der Herr wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen und wird aufheben die Schmach seines Volks in allen Landen; denn der Herr hat’s gesagt. Zu der Zeit wird man sagen: »Siehe, das ist unser Gott, auf den wir hofften, dass er uns helfe. Das ist der Herr, auf den wir hofften; lasst uns jubeln und fröhlich sein über sein Heil.«
In der Offenbarung erzählt Johannes von dem, was er im Himmel sah. In Kapitel 7,13-17 lesen wir:
Und einer der Ältesten fing an und sprach zu mir: Wer sind diese, die mit den weißen Kleidern angetan sind, und woher sind sie gekommen? Und ich sprach zu ihm: Mein Herr, du weißt es. Und er sprach zu mir: Diese sind’s, die gekommen sind aus der großen Trübsal und haben ihre Kleider gewaschen und haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des Lammes. Darum sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel; und der auf dem Thron sitzt, wird über ihnen wohnen. Sie werden nicht mehr hungern noch dürsten; es wird auch nicht auf ihnen lasten die Sonne oder irgendeine Hitze; denn das Lamm mitten auf dem Thron wird sie weiden und leiten zu den Quellen des lebendigen Wassers, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.
In Kapitel 21,1-5 steht:
Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!
Was kommt, ist grösser als die Gegenwart
Paulus war jemand, der wirklich sehr viel leiden musste. Aber weil er diese Hoffnung der Ewigkeit hatte, konnte er in Römer 8,18 sagen:
Ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.
Unsere Hoffnung ist nicht, dass Gott uns von allem Schwierigen verschont, sondern dass Jesus uns durch das Schwierige hindurchführt an einen Ort, an dem es wirklich gut ist – wie David im Psalm 23 singt:
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. 4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
Unsere unvergängliche Hoffnung ist nicht, dass wir etwas länger leben, weil uns Gott von der einen oder anderen Krankheit heilt. Sondern dass wir ewig leben, an einem Ort, wo es keine Krankheiten mehr gibt. Manchmal schenkt uns Gott Heilung schon in dieser Welt, daran dürfen wir uns freuen, aber wenn, dann ist das nur ein Vorgeschmack auf das, was uns noch erwartet.
Unsere unvergängliche Hoffnung ist nicht, dass wir etwas reicher werden oder wirtschaftlichen Erfolg haben, weil Gott uns segnet. Wenn wir das erleben dürfen, können wir uns freuen, aber auch das ist nur ein Vorgeschmack auf den allumfassenden Segen, den wir in Jesus haben.
Im Epheser 1,3 steht:
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus.
Ja, aber wie?
Jetzt stellt sich die Frage: Wie gelangen wir zu dieser Hoffnung?
Letzte Woche habe ich von einem Lehrling erzählt, der mir viele Fragen über Gott stellte. Ich hatte nicht immer eine Antwort. Als ich ihm das sagte, meinte er: „Dann kannst du das ja Gott fragen, wenn du im Himmel bist.“
Daraufhin sagte ich: „Ja, aber dann kannst du ihn selbst fragen!“
Er war völlig überrascht: „Ich? Ich komme bestimmt nicht in den Himmel!“
Doch ich sah das anders. Ich erklärte ihm, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass jemand, der so viele Fragen über Gott hat, Jesus nicht irgendwann persönlich kennenlernen wird. Und wenn das passiert, dann kann er mit Jesus zusammen in den Himmel gehen.
Ich habe genauso wenig das Recht, in den Himmel zu kommen, wie er. Aber Jesus hat das Recht, in den Himmel zu gehen, und Jesus hat auch das Recht, seine Freunde mitzunehmen – so wie ich das Recht habe, jemanden zu mir nach Hause einzuladen.
Die Bibel sagt klar, dass wir den Himmel nicht verdienen können.
In Epheser 2,8f steht:
Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme.
Und in Galater 2,16:
Doch weil wir wissen, dass der Mensch durch Werke des Gesetzes nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus,
sind auch wir zum Glauben an Christus Jesus gekommen, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch Werke des Gesetzes; denn durch Werke des Gesetzes wird kein Mensch gerecht.
Gerecht zu werden bedeutet, in den Himmel zu kommen.
Auf offenem Meer
Was heisst das jetzt für uns?
Stell dir vor, du schwimmst auf offenem Meer. Du bist fit und fühlst dich gut, aber weit und breit ist kein Land in Sicht. Du erkennst, dass, wenn jetzt kein Wunder geschieht, du so lange schwimmen wirst, bis du nicht mehr kannst – und dann wirst du sterben.
Das ist unsere Realität. Auch wenn es dir gut geht, auch wenn du dein Leben geniesst und noch viel Kraft hast – unser Leben ist ein Schwimmen, bis wir nicht mehr schwimmen können.
Aber jetzt stell dir vor, während du so fröhlich im Meer schwimmst, kommt ein Schiff vorbei. Der Kapitän sieht dich und denkt: „Es ist nicht gut, dass du kein Schiff hast.“ Er wirft dir ein Buch zu, mit einer detaillierten Anleitung, wie man ein Schiff baut und es instand hält.
Jetzt hast du zwei Möglichkeiten. Entweder sagst du: „Das ist schön und gut, aber es interessiert mich nicht. Mir geht es ja gut, ich schwimme einfach weiter.“
Oder du sagst: „Ja, genau das brauche ich! Jetzt muss ich nur noch Holz finden, vielleicht schwimmt mal ein paar Bretter vorbei. Dann brauche ich Eisen, vielleicht kann ich auf den Grund tauchen und Metall finden. Dann brauche ich Feuer, um das Metall zu schmelzen. Vielleicht baue ich zuerst ein kleines Floss und zünde darauf ein Feuer an – mit Streichhölzern, die hoffentlich vorbeischwimmen. Ich muss sie nur lange genug über Wasser halten, bis sie trocken sind. Dann brauche ich das richtige Werkzeug, Strom – vielleicht kann ich ja einen Generator bauen.“
Und das alles, während du selbst im Wasser schwimmst.
Das ist genau das, was Gott uns mit dem Gesetz gegeben hat: eine Anleitung, wie wir ein Schiff bauen können, das unser Leben retten würde.
Und das ist gut, sogar sehr gut.
Aber ich denke, ihr stimmt mir zu, dass dies ziemlich hoffnungslos ist, wenn man selbst im Wasser steckt.
Deshalb lässt der Kapitän dich nicht mit diesem Buch allein.
Er wirft dir noch etwas anderes zu – nämlich einen Rettungsring. Und wenn du diesen ergreifst, zieht er dich auf sein Schiff, das er bereits gebaut hat.
Deshalb ist es nicht unser Werk, das uns rettet. Es ist das Werk von Jesus, das uns rettet.
Glauben bedeutet nichts anderes, als diesen Rettungsring zu ergreifen und hineinzuschlüpfen.
Es bedeutet, nicht auf unsere eigenen Fähigkeiten zu vertrauen, um uns selbst zu retten, sondern darauf zu vertrauen, dass Jesus uns rettet, wenn wir uns ihm anvertrauen.